Wenn ich eine Auszeit nehmen will von allem, die Gedanken ausschalten will, für eine Weile, dann stopf ich mir mein Gehirn voll mit Serien. In solchen Momenten soll mir nur jemand mit hochstehender Literatur oder Arthouse-Filmen kommen – da werd ich zum Tier. In einer Folge von Dr. House betäubt sich ein Genie mit Hardcore-Hustensaft („Robo-Trip“), um nicht immer nachdenken zu müssen und seine Ehefrau lieben zu können, die dumm wie Brot ist: Free yourself from yourself – meine Rede.
Bei mir funktioniert das prima mit Serien, die schnell geschnitten sind und einen hohen – zwar eigentlich bedeutungslosen – Informationsgehalt haben. Natürlich nützt mir das Wissen über Grenzwissenschaften nichts (Fringe) – denn ich habe weder übersinnliche Fähigkeiten, noch wurde in meiner unmittelbaren Umgebung ein Anschlag mit biologischen Waffen ausgeübt, den gerade ich aufzudecken hätte. Aber he, wer träumt denn nicht davon, beim FBI zu sein, immer schwarze Anzüge zu tragen, eine schöne Pistole sein eigen zu wissen und jede Folge die Welt vor dem Untergang retten zu müssen?
Auch nützt mir mein ganzes pseudomedizinisches Wissen nichts (Grey’s Anatomy, Private Practice und wie gesagt: Dr. House), das bei mir meist nur dazu führt, dass ich mir meine gewöhnlichen Bauchschmerzen als seltene Autoimmunkrankheit diagnostiziere und mir meine eigene Beerdigung auszumalen beginne und mir dabei vorstelle, wie alle, die ich kenne, ganz heftig weinen müssen, bis ich dann vor lauter Vorstellungskraft und Selbstmitleid tatsächlich zu heulen beginne, bis ich einen Schluckauf kriege. Das mit dem Ausmalen des eigenen Todes war schon als Kind so bei mir. Auch das mit dem Schluckauf übrigens.
Und all die anderen Serien sollen hier unerwähnt bleiben. Nicht, weil sie schlechter sind – oder besser, sondern weil es schrecklich anstrengend wäre, einen Text zu schreiben, in welchem ich die kleinen filmischen Appetithäppchen so „spontan“ wie bis anhin einbauen könnte. Schliesslich darf ja ein Blogeintrag meiner Willkür unterworfen sein und zu jedem Augenblick zählt vor allem die eine Wahrheit:
Ich darf machen, was ich will.