Archiv für Dienstag, 16. September 2008

Fast ganz die Deine

Posted in Allgemein on Dienstag, 16. September 2008 by badana

[…] Ich weiss nicht, was geschehen ist. Ich bin ganz still sitzengeblieben, und das Zimmer hat sich um mich gedreht. In meiner Seite, da, wo ich krank bin, vielleicht etwas tiefer, fühlte es sich an, als schneide man mir langsam mit einem sehr scharfen Messer ins Fleisch. Plötzlich hatte sich die Bedeutung aller Dinge geändert. Es war wie ein angehaltener Film, dessen noch nicht abgespulter Teil keine Bilder enthält; und die Figuren auf den bereits gesehenen Aufnahmen waren zu Holzpuppen erstarrt – sie hatten keinen Sinn mehr. Reich waren sie durch mich und meine Erwartung; ich wusste nicht, was mit ihnen passieren würde, aber ich hatte ihnen meine Seele geliehen; da nichts mehr geschieht, wird die vorangegangene Bewegung leer und bricht; ich habe das Gefühl, mein Ich einem Gerippe gegeben zu haben, dessen Starrheit meiner Angst spottet – ich kann nicht einmal dagegen ankämpfen. Die Gesten, die sich in der letzten belichteten Aufnahme abzeichnen, tun weh; sie waren voller Versprechen; und die Einlösung dieser Versprechen ist ein leerer Film. […]

(Marcelle Sauvageot. Fast ganz die Deine. S. 15f.)